Die Süddeutsche Zeitung SZ hat kürzlich einen Artikel veröffentlicht, der darauf hinweist, dass Baby- und Kinderpflegeprodukte teils problematische und potenziell gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten. In einer Übersicht werden verschiedene Stoffe aufgeführt, die aufgrund wissenschaftlicher Studien und behördlicher Risikobewertungen immer wieder in der Kritik stehen – darunter auch Phenoxyethanol und Titandioxid. (8)
Obwohl wir Phenoxyethanol in unserer zertifizierten Naturkosmetik ohnehin nicht einsetzen und auch auf Titandioxid als UV-Filter komplett verzichten, möchten wir Dir zu diesem Thema einige Hintergrundinformationen bieten: wie gesundheitsschädlich sind die beiden Inhaltsstoffe wirklich und welche gesetzlichen Reglungen gibt es bereits?
Was ist Phenoxyethanol?
Phenoxyethanol ist ein Konservierungsmittel, das häufig in Kosmetikprodukten (zum Beispiel in Wundschutzcremes, Feuchttüchern und Babys- und Kindershampoos) eingesetzt wird, um die Haltbarkeit zu verlängern und die Produkte vor bakterieller Verunreinigung zu schützen. Die Konzentration in kosmetischen Produkten ist auf maximal 1 % begrenzt und wird häufig sogar in noch geringeren Mengen eingesetzt. (5)
Was ist weißes Titandioxid?
Titandioxid ist ein weißes Pigment, das in Kosmetikprodukten als UV-Filter für Sonnencremes, zur Verbesserung der Mischbarkeit oder als Farbstoff verwendet wird. Auch in einigen Babyprodukten wird Titandioxid eingesetzt.
Warum sind Phenoxyethanol und Titandioxid in Babypflege bedenklich?
Gesundheitsbedenken bei Phenoxyethanol: Phenoxyethanol steht immer wieder in der Kritik, Hautreizungen zu verursachen oder allergische Reaktionen auslösen zu können. Bei Babys, so die Annahme, deren Hautbarriere noch nicht vollständig ausgebildet ist, könnten diese Reizungen verstärkt auftreten.
Faktencheck: Nach der Bewertung im Jahr 2016 gilt Phenoxyethanol in der vorgeschriebenen Konzentration weiterhin als unbedenklich. Da die Haut von Babys und Kindern deutlich empfindlicher ist, hat die französische Behörde für die Sicherheit von Arzneimitteln und Kosmetika (ASNM) im Jahr 2019 neue Einschränkungen eingeführt. Seitdem ist der Einsatz von Phenoxyethanol in Produkten für den Windelbereich bei Kindern unter drei Jahren nicht mehr erlaubt. (6) (7)
Gesundheitsbedenken bei Titandioxid: Auch Titandioxid steht seit einigen Jahren in der Kritik. Immer wieder werden Stimmen laut, dass Titandioxid krebserregend sei, besonders wenn es eingeatmet werde. Es gibt deshalb Vermutungen, dass vor allem in Sonnencremes oder Produkten in Sprayform die Gefahr bestehe, dass der feine Staub in die Lungen gelangt.
Faktencheck: Für die Anwendung von Titandioxid auf der Haut konnte bisher wissenschaftlich kein allgemein krebserregendes Potenzial nachgewiesen werden. Da Titandioxid in Nanopartikelgröße kaum von der Haut aufgenommen wird, wird seine Verwendung in kosmetischen Produkten auf gesunder und intakter Haut als unbedenklich eingestuft. (1) (2) (3) (4) Allerdings ist der Einsatz von Titandioxid als Farbstoff in der Lebensmittelindustrie seit 2022 verboten, da eine negative Wirkung auf das menschliche Erbgut nicht ausgeschlossen werden kann. (9)
Babypflege ohne Phenoxyethanol und Titandioxid – darauf solltest Du achten
- Naturkosmetik kaufen: Produkte mit einem zertifizierten Naturkosmetik-Siegel verwenden alternative Konservierungsstoffe und verzichten auf Inhaltsstoffe wie Phenoxyethanol, die und Titandioxid, die immer wieder in der Diskussion stehen. Ab wann sich ein Produkt als Naturkosmetik bezeichnen darf und wie eine Zertifizierung abläuft findest Du in diesem Blogartikel.
- Inhaltsstoffe lesen: Achte außerdem beim Kauf darauf, die Inhaltsstoffe genau zu prüfen. Vermeide Produkte mit Phenoxyethanol (INCI: Phenoxyethanol) und Titandioxid (INCI: Titanium Dioxide), insbesondere in Sprays oder Produkten für den täglichen Gebrauch auf empfindlichen Hautstellen, wenn Du auf der sicheren Seite sein möchtest.
- Auf cleane Rezepturen achten: Wähle Produkte, die speziell für Babys und oder für empfindliche Haut entwickelt wurden, dermatologisch getestet sind und eine besonders cleane Rezeptur aufweisen, mit wenigen, dafür sehr hochwertigen Inhaltsstoffen, um das Risiko von Hautirritationen zu minimieren. Besonders cleane Rezepturen ohne fragwürdige Konservierungsstoffe oder Duftstoffe findest Du übrigens auch bei unserer med Serie. Diese wurde extra für sehr empfindliche Haut entwickelt und eignet sich so ideal auch für Babys.
Alternativen zu Phenoxyethanol und Titandioxid
Alternative Konservierungsstoffe zu Phenoxyethanol: Als zertifiziertes Naturkosmetikunternehmen, verwenden wir in unseren Babypflegeprodukten anstelle von Phenoxyethanol andere Konservierungsmittel. Wir setzen in einigen Produkten natürliche Salze ein (z.B. Sodium Levulinate, Sodium Anisate). Auch Alkohol kann sich in geringen Konzentrationen als Konservierungsmittel eignen, denn er ist natürlich und „verdampft“ beim Auftragen auf die Haut.
Alternative UV-Filter zu Titandioxid: In unserer Sonnencreme verwenden wir ausschließlich Zinkoxid als Sonnenschutzfilter und kein Titandioxid. Insgesamt ist Titandioxid aber als UV-Filter zugelassen. Der Vorteil von physikalischen UV-Filtern wie Zinkoxid und Titandioxid ist, dass sie auf der Hautoberfläche verbleiben und nicht in tiefere Hautschichten eindringen wie herkömmliche, organische UV-Filter. Denn auch diese können Hautreizungen verursachen oder die Umwelt stark schädigen, in dem sie Korallenriffe zerstören. Hier findest Du weitere Infos und Vorteile von mineralischen UV-Filtern.
U N S E R E E X P E R T I N
Dr. med Michaela Hagemann I boep-Gründerin, Ärztin & 3-fach Mama
Quellen
(1) Committee for Risk Assessment RAC: Opinion proposing harmonised classification and labelling at EU level of Titanium dioxide, 2017: https://echa.europa.eu/documents/10162/682fac9f-5b01-86d3-2f70-3d40277a53c2
(2) Internationales Krebsforschungszentrum IARC: IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 93, 2010: https://ftp.cdc.gov/pub/Documents/OEL/02.%20Kuempel/References/IARC_2010-Vol%2093.pdf
(3) Scientific Committee on Consumer Safety: Opinion on Titanium dioxide (TiO2) used in cosmetic products that lead to exposure by inhalation, SCCS/1575/16, 2020: https://ec.europa.eu/health/system/files/2021-11/sccs_o_238.pdf
(4) Verordnung (EG) Nr. 1223/2009; Anhänge III, IV und VI, 2009: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/ALL/?uri=CELEX%3A32009R1223
(5) Cosmetic Ingredient Review: Final Report on the Safety Assessment of Phenoxyethanol 1990, re-evaluated in 2011 https://journals.sagepub.com/doi/10.3109/10915819009078737
(6) Scientific Committee on Consumer Safety: Opinion on phenoxyethanol, SCCS/1575/16, 2016: https://ec.europa.eu/health/scientific_committees/consumer_safety/docs/sccs_o_195.pdf
(7) ANSM: Concentration de phénoxyéthanol dans les produits cosmétiques, 2019, aktualisierte Version von 2021: https://ansm.sante.fr/actualites/concentration-de-phenoxyethanol-dans-les-produits-cosmetiques-information-actualisee
(8) Süddeutsche Zeitung, Die Mär von der sanften Babykosmetik, 2024: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/baby-kind-schadstoffe-kosmetik-pflege-eltern-tipps-e801214/?reduced=true
(9) Europäische Kommission: Titandioxid in Lebensmitteln ab Sommer 2022 verboten, 2022: https://germany.representation.ec.europa.eu/news/titandioxid-lebensmitteln-ab-sommer-2022-verboten-2022-01-14_de
