Die Bedeutung der Darmgesundheit für unser allgemeines Wohlbefinden rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund. Denn: der Zustand der Darmflora wirkt sich nachweislich nicht nur auf unsere Haut, sondern auch auf zahlreiche akute und chronische Erkrankungen aus. Doch können Probiotika, also nützliche Bakterien zur Unterstützung der Darmflora, dann auch bei Neurodermitis helfen?
Gestörte Balance der Darmflora bei Neurodermitis
Bei Menschen mit Neurodermitis zeigen sich häufig Veränderungen sowohl im Hautmikrobiom als auch im Darmmikrobiom. Eine gestörte Balance der Darmflora – oft gekennzeichnet durch einen Mangel an Bifidobakterien und Laktobazillen – kann mit einer geschwächten Immunabwehr und chronischen Entzündungsreaktionen der Haut einhergehen.
Die genaue Wirkweise von Probiotika ist zwar noch nicht vollständig entschlüsselt, aber es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass sie dabei helfen können, das Gleichgewicht im Darm- und Hautmikrobiom wiederherzustellen.
Probiotika bei Kindern mit Neurodermitis: Was zeigen die Erfahrungen?
Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass Probiotika eine hilfreiche Unterstützung bei Neurodermitis im Kindesalter sein können.
Bestimmte probiotische Bakterien – wie zum Beispiel Lactobacillus casei oder Lactobacillus rhamnosus – können helfen, dieses Gleichgewicht zu verbessern. In Studien wurde beobachtet, dass sich dadurch nicht nur der Hautzustand bessert, sondern auch der Juckreiz nachlässt und die Lebensqualität steigt. Ein weitere Studie zeigte: Die Haut wurde innerhalb weniger Wochen deutlich besser, und viele Kinder brauchten weniger kortisonhaltige Cremes.
Probiotika können also bei Neurodermitis, vor allem bei Kindern, eine sinnvolle Unterstützung sein. Besonders bei Kindern mit gleichzeitig bestehenden Allergien, etwa gegen Kuhmilch, könnten Probiotika zusätzliche Vorteile bringen. Ihr positiver Einfluss auf das Gleichgewicht von Darm- und Hautflora, das Immunsystem und die Entzündungsregulation macht sie zu einer spannenden Ergänzung der klassischen Behandlung.
Wichtig ist dabei: immer auf die richtige Auswahl der Bakterienstämme und eine altersgerechte Dosierung achten. Hier findest Du weitere Infos zur Einnahme von Probiotika bei Kindern.
Sind Probiotika zur Vorbeugung von Neurodermitis bei Babys geeignet?
Anders sieht es bei der präventiven Gabe von Probiotika an Babys aus. Trotz anfänglicher Hoffnungen gibt es bislang keine ausreichend belastbare Datenlage, die eine klare Empfehlung rechtfertigt. Aus diesem Grund wird in der aktuellen medizinischen Leitlinie ausdrücklich von einer routinemäßigen Probiotika-Gabe zur Vorbeugung von Neurodermitis im Säuglingsalter abgeraten. Eine früher Einnahme sollte nur mit vorheriger Absprache mit dem Kinderarzt oder der Kinderäztin erfolgen.

Quellen:
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Navarro-López, V. et al: Effect of Oral Administration of a Mixture of Probiotic Strains on SCORAD Index and Use of Topical Steroids in Young Patients With Moderate Atopic Dermatitis: A Randomized Clinical Trial, JAMA Dermatol, 01/2018, 154(1):37–43. doi: 10.1001/jamadermatol.2017.3647
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